24 Mrz Neues Destillationsverfahren
Forscher in Ulm arbeiten jetzt an Destillationsverfahren, das Flüssigkeiten in einem einzigen Arbeitsgang trennen kann. Der Energieverbrauch konnte auf diese Weise um die Hälfte reduziert werden.
Die Destillationsanlage der Superlative erstreckt sich über drei Ebenen und ist fast zehn Meter hoch. Die weltweit erste „Multiple Trennwand Kolonne“ wird derzeit im brandneuen Ulmer Technikum in explosionsgeschützter Umgebung getestet. Ehrgeiziges Ziel der Forscher des Instituts für Chemieingenieurwesen ist die Revolutionierung des Destillationsprozesses, also der Trennung flüssiger Stoffe unter Hitze, sowie die Effizienz- und Kostensenkung.
Denn Destillieren ist teuer und zeitaufwendig: Laut dem Umweltforschungsplan des Fraunhofer-Instituts trägt die Destillation etwa 10% zum weltweiten Energieverbrauch bei. Sie ist ein Schlüsselprozess in der chemischen Industrie. Da derzeit nur ein Stoff aus einem Gemisch durch Destillation abgetrennt werden kann, muss jeder weitere Stoff erst einen neuen Destillationsprozess durchlaufen, was einen erheblichen Energie-, Platz- und Investitionsaufwand erfordert. Das komplizierte Destillationssystem der Ulmer Forschenden beherrscht so viele chemische Umwandlungsprozesse wie drei in der Industrie übliche Destillationssysteme, so dass der Energiebedarf halbiert werden kann.
Die Fähigkeit, Stoffe zu trennen, funktioniert bereits im Testgerät. Die Chancen, das Forschungsziel zu erreichen, stehen gut: Laut Professor Thomas Grützner vom Institut für Chemieingenieurwesen ist die Umsetzung nach viereinhalb Jahren Forschungsarbeit gelungen, und die Machbarkeitsstudien seien durchaus ermutigend.
Es sind zahlreiche computergesteuerte Sensoren und Entlüftungsöffnungen im Einsatz, und der Prozess wurde durch zahlreiche Computersimulationen unterstützt, die allesamt auf die Forschung zurückzuführen sind. Von einer zukünftigen Anwendung der „Multiplen Trennwandkolonne“ könnten Industrieunternehmen stark profitieren: Das neue Destillationssystem kann ein Gemisch in vier reine Komponenten auftrennen, und dass bei Investitionskosten, die nur etwa halb so hoch sind wie die der derzeit verwendeten Verfahren. In fünf Jahren ist das Gerät schätzungsweise einsatzfähig, so die Forscher.
Quelle:swr.de
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